Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit - das mit Abstand wichtigste Thema der Gegenwart!
Dennoch ist dieser Begriff zum meist-missbrauchten und deshalb leider abgenutzten Wort geworden. Zeit, dem entgegenzutreten und seine wahre Bedeutung herauszuarbeiten.
Nachhaltigkeit als Universalprinzip
Nachhaltigkeit ist ein Prinzip, das in der Forstwirtschaft erfunden - oder vielmehr "ge"funden wurde.
Denn Nachhaltigkeit ist ein universell gültiges Naturprinzip, das wir beachten müssen, wollen wir unseren wunderschönen "blauen Planeten" nicht dereinst als "wüsten Klumpen" im Weltall
zurücklassen.
1972 hielt der "Club of Rome" in seinem Bericht "Die Grenzen des Wachstums" fest, dass eine ungebremste globale Entwicklung nachteilige Folgen haben kann.
1978 verfasst die UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung unter der Leitung der früheren norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland ("Brundtland-Kommission") einen Zukunftsbericht, der erstmals das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung beschreibt: Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Menschen weltweit und die Erhaltung begrenzter Ressourcen auch für künftige Generationen.
„Der Gedanke der Nachhaltigkeit verbindet wirtschaftliche Leistungsfähigkeit mit ökologischer Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit.
Diese drei Ziele bedingen einander. Denn auf Dauer ist kein Wirtschaftswachstum vorstellbar, das auf Raubbau an der Natur oder auf sozialen Ungerechtigkeiten beruht.
Diese Erkenntnis ist Ausdruck unserer Verantwortung nicht nur für jetzige, sondern auch für künftige Generationen. Was wir heute tun, darf nachfolgenden Generationen die Chancen auf ein Leben in einer intakten Umwelt und in Wohlstand nicht nehmen."
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
beim Food Business Weltgipfel am 18. Juni 2008
1992, also 279 Jahre(!) nach der erstmaliger Nennung des Wortes "Nachhaltigkeit", wurde diese Idee zum weltweiten Leitbild für verantwortungsvolles, zukunftsorientiertes und langfristiges Verhalten:
Denn der "Brundtlandt-Bericht" war die Basis für den ersten Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro gelegt, auf dem das globale Aktionsprogramm Agenda 21 beschlossen wurde.
Beim Erdgipfel bekundeten die Vereinten Nationen mit über 170 Teilnehmerstaaten ihren Willen, den Nachhaltig-keitsgedanken national unter Beteiligung von Gesellschaft und Wirtschaft umzusetzen.
In Deutschland war 2002 Ausfluß von Rio 1992 die Nachhaltigkeitsstrategie "Perspektiven für Deutschland", in der Ziele in 21 Politikbereichen formuliert wurden.
Damit war der Grundstein gelegt, Nachhaltigkeit als universelles Prinzip für den Umgang mit Natur und Umwelt gesellschaftlich zu verankern.
Ressourcen
Die grundlegende Erkenntnis muss sich bei allen Entscheidungsträgern und in der Bevölkerung durchsetzen:
Unsere Ressourcen sind
ebenso vielfältig wie endlich!
Zu den wichtigsten Ressourcen gehören die, die die griechische Naturphilosophen "die vier Elemente" genannt hatten:
Direkt abhängig von diesen Ressourcen sind die Pflanzen- und Tierwelt, die Pilze und Mikroorganismen zu Land, im Wasser und in der Luft.
Regulative
Übernutzung "reguliert" die Natur gewöhnlich auf ebenso einfache wie wirkungsvolle Weise:
Ein durch Übernutzung knappes Nahrungsangebot führt zu Hunger, in der Folge zu Wanderungsbewegungen, Verteilungskämpfen, Seuchen und erhöhter Sterblichkeit - bis das Gleichgewicht zwischen Nutzer und Ressource wieder hergestellt ist.
Der Mensch konnte seinen "Evolutionsvorsprung Intelligenz" bisher so ausnutzen, dass er dieser Verknappung entging. Dass es noch in diesem Jahrhundert 10 Milliarden Menschen auf der Welt geben wird, zeugt von dieser Anpassungsfähigkeit.
Soll es ihm aber nicht so gehen wie beim oft zitierten Bild der Lemminge, die sich über eine Klippe selbst in den Tod stürzen, muss der Mensch regulativ einwirken, und zwar rechtzeitig bevor alle Ressourcen aufgebraucht sind. Denn Hungersnöte und Kriege sind keine wirklich attraktiven Zukunfts-Alternativen für die Menschheit.
Nachhaltigkeit bedeutet im Grunde nichts anderes als "Denken und Handeln in geschlossenen Kreisläufen":
Alles, was wir der Natur entnehmen, müssen wir ihr entweder in gleicher Qualität wieder zurückgeben, oder vorher selbst zu 100% wiederverwenden.
Heute ist das Denken in vollständigen Kreisläufen leider noch weitgehend Utopie, obwohl es uns die Natur und die heute noch existierenden "Naturvölker" es uns vormachen. Davon, diese Utopie zur Vision werden zu lassen und so rasch als möglich umzusetzen, wird nicht mehr und nicht weniger als das Überleben der Spezies Mensch abhängen.
Wegweiser zur Nachhaltigkeit
Auch wenn vollkommen geschlossene Kreisläufe heute noch eine Utopie scheint, so gibt es für den Weg dorthin Voraussetzungen:
1) Konsum: Vom Verbrauch zum Gebrauch - Konzentration auf das Notwendige
Was braucht der Mensch zum Leben? Nahrung, Wohnung, Bildung.
Durch die jahrhundertelange Ausbeutung von Natur und Bodenschätzen und damit der "Erfindung und Anhäufung von Reichtum" glaubt er jedoch, sich weit über seine Grundbedürfnisse hinaus "Luxus" leisten zu können. Dabei ist "Luxus" nichts anderes als eine Umschreibung von Verbrauch, von Verschwendung, und damit von einem nicht nachhaltigem Lebensstil.
Deshalb muss sich der Mensch die Frage gefallen lassen, ob er Luxus wirklich für sein Lebensglück braucht?
Auf wessen Kosten glaubt er sich diesen Luxus leisten zu dürfen? Brauche er "Statussymbole" für sein Ego? Machen ihn gewohnheitsmäßige Urlaubsreisen um die ganze Welt
glücklich? Ist der ständige Austausch von Konsumgütern lange vor ihrer optimalen Nutzungsdauer (Modebekleidung, Elektronik, Autos, u.v.m.) wirklich notwendig , nur weil
der Markt bereits schon neuere, scheinbar "schickere" Konsumgüter anbietet? Legitimiert Wohlstand und Reichtum die Ausbeutung, Zerstörung und Verschmutzung von Natur und Umwelt?
Leitbild muss werden, Dinge auf lange Lebensdauer, Aktualisierbarkeit und Reparierbarkeit hin zu entwickeln.
Es muss jeder und jedem klar werden, dass es überhaupt keinen "Abfall", keinen Zivilisationsmüll, mehr geben darf, da er einerseits wertvolle Ressourcen ungenutzt bindet und andererseits der Umwelt massiv schadet (Mikroplastik in Bio-Kreisläufen, Plastikmüllberge in Weltmeeren):
2) Brutto-Prinzip
Jeglicher Konsum ist mit seinem wahren Wert anzusetzen (also auch mit allen externen Kostenfür die Behebung von Nachteilen und Schäden, die durch den Konsum entstehen).
Beispiele:
3) Verursacher-Prinzip
Wenn ein Gut oder eine Leistung "zu billig" angeboten wird, weil ein Teil der bei der Produktion des Guts entstehenden Kosten "sozialisiert", also der Allgemeinheit aufgebürdet werden, die Gewinne hingegen "privatisiert" werden, also in die Taschen Einzelner fließen, so ist ein solches Verhalten nicht nachhaltig.
Entsprechend dem Brutto-Prinzip (siehe oben) sind sämtliche Kosten seines Verhaltens dem Verursacher anzulasten und in Rechnung zu stellen.
Beispiel:
4) Gesamtkonzept
Lösungen sind nur dann echte Lösungen, wenn sie nicht nur ein Einzelproblem abstellen, sondern stets alle Auswirkungen eines Lösungsansatzes im Auge behalten und gesamthaft diejenige Lösung anstreben, die allen vorgenannten Prinzipien gerecht wird.
Eine Lösung ist eine Entscheidung,
die den Konflikt in dieser Sache
für die Zukunft ausschließt.
Gerhard Strobel
Im Hinblick auf wirklich nachhaltiges Handeln muss der Mensch (jede/r, zuvorderst jedoch Entscheidungsträger, Politiker und letztlich der Gesetzgeber ) ihr Augenmerk darauf richten, bei allen Entscheidungen sämtliche Folgen dieser Entscheidung zu beachten und negative Auswirkungen zu minimieren, bestenfalls ganz zu vermeiden.
Leider scheint es aber bisher so, dass Lobbyismus (die einseitige Einflussnahme oder Berücksichtigung einflussreicher Interessen- oder Wählergruppen) , das "Denken in (kurzen) Wahlperioden", die "Macht des Geldes" - also "kurzfristiger Eigennutz vor langfristigem Gemeinnutzen", eine zukunftsorientierte und ernsthaft Nachhaltigkeit anstrebende Politik verhindert haben.
Fazit
Unser aller Überleben in Zeiten bedrohlicher Menschheitsprobleme (Klimawandel, Ressourcenverbrauch und -verschwendung, Vermüllung und Verschmutzung, ungebremstes Erdbevölkerungswachstum und in der Folge globale Migration) wird davon abhängen ob der Mensch die Evolution vom "homo sapiens", dem wissenden Menschen, hin zum "vernünftigen Menschen", einem "homo rationabile" in kurzer Zeit vollziehen kann.
Dieser muss sein ganzes Wissen und seinen Einfallsreichtum dazu nutzen, die Verhaltenswende zum nachhaltigen Leben im eigentlichen Sinne des Wortes rechtzeitig zu schaffen.